Meine Schlechten Erfahrungen mit der Schweizer Literaturgesellschaft

 
Mario Schirmer Autor
 

Vorwort

Viele träumen davon, selbst Autor zu werden und diesen Traum hatte ich auch. In meinem Fall ist mein Traum wahr geworden und ich bin stolz auf mein Buch. Allerdings hat mich der Traum auch sehr viel gekostet, wieviel, werde ich hier darlegen.

Da es sich bei meinem Buch um eine Autobiographie handelt und «Mein ganz normales Leben» beschreibt, war mir klar, dass ich nicht tausende Bücher verkaufen werde. Aber ich habe gedacht, einige Erlebnisse als Sohn, Verwandter, Freund, Ehemann, Vater, Kollege und Wissenschaftler, der in der DDR aufgewachsen ist, dann im westlichen Teil des vereinigten Deutschlands gelebt und gearbeitet hat, später nach Kanada ging, wieder nach Deutschland zurückkehrte und schliesslich in der Schweiz gelandet ist, könnte schon interessant sein für einige Leute. Das hat sich auch als richtig herausgestellt.

Warum ich das alles aufschreibe, hat einen anderen Grund. Ich möchte von meinen vielen frustrierenden Erlebnissen mit meinem sogenannten Verleger Rodja Smolny, dem Chef der Schweizer Literaturgesellschaft, berichten. Das geschieht in der Hoffnung, dass potentielle neue Kunden der Schweizer Literaturgesellschaft wissen, auf was sie sich einlassen.

 

Erste Begegnung

Herrn Rodja Smolny habe ich das erste Mal in seinem Büro in Zug (Schweiz) getroffen. Er war sofort optimistisch, dass er mir helfen könnte, mein Buch zu veröffentlichen, obwohl er da noch nicht einmal eine Zeile gelesen hatte. Das hätte mich schon stutzig machen müssen.

Aber ich war zu euphorisch und habe alle Alarmglocken nicht hören wollen. Herr Smolny sprach bei diesem Gespräch vom neuen Weg des Publizierens, dem «Self publishing», das jetzt sogar sehr erfolgreiche Autoren machen, um ganz einfach mehr vom Kuchen abzubekommen. Bei der Schweizer Literaturgesellschaft werden 35% vom Preis an Tantiemen an den Autor gezahlt und nicht wie bei anderen Verlagen nur wenige Prozent. Weiter unten werde ich erklären, was «Self publishing» wirklich bedeutet. Auf jeden Fall ist das, was Rodja Smolny mit seinem sogenannten Verlag macht kein «Self publishing». Was bei den 35% letztlich ernüchternd herauskommt, werde ich auch unten erklären. Die Schweizer Literaturgesellschaft lässt sich alles vom Autor bezahlen und hat praktisch überhaupt kein Risiko.

Bei dieser ersten Begegnung habe ich ebenfalls klar gesagt, dass ich einen guten Lektor bzw. eine gute Lektorin benötige, da keine Erfahrungen mit dieser Art von Büchern habe. Das wurde mir von Herrn Smolny zugesagt. Ebenfalls angesprochen habe ich die Wichtigkeit der Entwicklung eines eindrücklichen Buchcovers. Auch bei dieser Angelegenheit schwärmte Herr Smolny von der reichen Erfahrung, die der Verlag damit hat. Also vereinbarten wir, dass ich eine Leseprobe schicken werde.

 
 

Der Vertrag und der Preis

Wie versprochen, habe ich dann eine Leseprobe an Herrn Smolny geschickt und bereits nach wenigen Tagen erhielt ich den Vertrag. Ich sollte ca. SFr 24000 zahlen. Das war ein happiger Betrag, aber ich dachte, dass das Buch am Ende wenigstens einen Teil der Kosten wieder einspielen würde. Diese Hoffnung wurde auch geschürt durch die umfangreiche Werbung, die die Schweizer Literaturgesellschaft machen würde. Die Liste der potentiellen Kunden, die angeschrieben werden würden, war sehr lang.

Der Verlag verpflichtete sich den Buchsatz und das Coverlayout zu erstellen. Stutzig gemacht hat mich allerdings, dass im Vertrag nicht, wie mit Herrn Smolny persönlich besprochen und auf der Internetseite der Schweizer Literaturgesellschaft angepriesen von einem Lektorat die Rede war, sondern von einer Rechtschreibekorrektur (Korrektorat). Auf Nachfrage bei Herrn Smolny meinte dieser, dass das immer so in den Verträgen steht, ich mich aber auf ein Lektorat verlassen kann. Mit diesen Informationen habe ich den Vertrag unterschrieben und die Summe überwiesen.

 

Einreichen des Manuskripts

Als ich mein Buch fertig geschrieben hatte, habe ich die vermeintlich erste Fassung zum Lektorat an die Schweizer Literaturgesellschaft, also an Herrn Smolny geschickt. (Im Übrigen kommuniziert man praktisch fast ausschliesslich mit Herrn Smolny). Dabei habe ich explizit gebeten, mir Hinweise zu geben, ob ich irgendwo kürzen kann, ob ich Sachen von der Abfolge her zusammenziehen soll oder ob z.B. Übergänge nicht geschickt gewählt sind.

Nach einiger Zeit kam dann das Manuskript per E-Mail von einer Dame aus Berlin zurück. Ich hatte keine Gelegenheit, mit Ihr persönlich zu sprechen und es war tatsächlich nur eine Rechtschreibekorrektur gemacht worden. Diese hat zum wesentlichen daraus bestanden, die «ss» aus dem Schweizer Hochdeutsch, welches kein «ß» mehr kennt, eben zu diesen «ß» zu korrigieren. Allerdings war das wahrscheinlich auch automatisch gemacht worden, da ich im Buch gerade auf diesen Unterschied aufmerksam machen mit dem Schweizer Hochdeutsch «100 Franken Busse», im Vergleich zu Hochdeutschen «100 Franken Buße«. Auch hier hatte das erstere auf «ß» «korrigiert».

Bei dieser Gelegenheit konnte ich jedoch zum ersten Mal mit einem anderem Mitarbeiter der Schweizer Literaturgesellschaft als mit Herrn Smolny sprechen. Der freundliche Herr aus Berlin hat meinen Frust mit dem Lektorat nachvollziehen können und mir versprochen, das Manuskript an einen neuen Lektor oder Lektorin zu senden. Nach einiger Zeit erhielt ich das Manuskript von genau der gleichen Lektorin, wie beim ersten Mal, zurück. Dieses Mal kam das Manuskript mit einigen kleineren Hinweisen, was ich eventuell zusammenziehen könnte. Meine Beschwerde darüber, dass die gleiche Person gewählt worden ist und die erneute Bitte um mehr Unterstützung lief dann ins Leere, da der freundliche Herr nicht mehr bei der Schweizer Literaturgesellschaft angestellt war.

Damit wusste ich, dass ich bezüglich eines Lektorats auf mich allein gestellt bleiben würde. Ich habe dann meinen Sohn gebeten, das Lektorat zu übernehmen und ich kann sagen, dass dies eine sehr angenehme Zusammenarbeit war. Mein Sohn hat mir sehr geholfen. 

 

Text auf Buchcover

Bei der ersten Begegnung mit Herrn Smolny hatte mir dieser die Hilfe eines erfahrenen Lektors bzw. einer erfahrenen Lektorin versprochen. Da bin ich auch davon ausgegangen, dass ich Hilfe erhalte, einen ansprechenden Text für das Buchcover zu entwickeln. Als es soweit war, meinte Herr Smolny, dass ich das schon selber machen müsste. Er kann mir aber mitteilen, was er vom Text hält. Aus seiner Sicht war dann auch beim ersten Mal alles perfekt. Da ich das nicht glauben konnte, habe ich dann den Text noch zweimal umgeschrieben und das Ganze mit Freunden und meiner Familie besprochen. Auch die Endfassung war aus der Sicht von Herrn Smolny sofort ohne weitere Kommentare perfekt.

 

Buchcover Entwicklung

Bei der versprochenen Entwicklung einen eindrücklichen Buchcovers wurde ich das nächste Mal enttäuscht. Ich hatte mich natürlich auf die reiche Erfahrung des Verlags auf dem Gebiet, von der Herr Smolny so geschwärmt hatte, verlassen. Ohne jede Rücksprache erhielt ich den ersten Entwurf zum Cover, mit einem Trabant, dem DDR-Auto, und einem Staats-Emblem der DDR. 

Ich war enttäuscht. Nie habe ich einen Trabant besessen und ich konnte dieses Fahrzeug auch nicht fahren. Das stereotype DDR-Emblem steht über allem, aber ich habe ja nur einen Teil meines Lebens in der DDR verbracht. Nebenbei gesagt, habe ich den Text auf der Rückseite des Buches auch selbst schreiben müssen und habe nie Rückmeldung erhalten, ob das so gut ist oder ob ich vielleicht etwas verbessern könnte.

Nach diesem ersten Cover-Entwurf, musste ich natürlich meiner Enttäuschung gegenüber Herrn Smolny Luft machen und dieser versprach, sich um ein neues Cover zu bemühen.

 
 

Copyright Fotalia (Abdruck genehmigt)

Als ich das dieses zweite Cover sah, war ich nicht mehr nur enttäuscht, nein ich war entsetzt. Nun wurde Berlin in mein Leben eingeführt mit Fernsehturm, S-Bahn und so weiter. Als Dresdner waren wir zu DDR-Zeiten nicht sehr gut auf die Ostberliner zu sprechen, weil diese immer besser versorgt wurden und so ziemlich auf uns «aus der Republik» herabgeschaut haben. Das ging also gar nicht. Aber wie soll das ein Grafiker, falls es einen bei der Schweizer Literaturgesellschaft überhaupt gibt, auch wissen, wenn er oder sie nie mit dem Autor spricht.

Bei der folgenden Intervention bei Herrn Smolny meinte dieser, dass er nichts weiter machen kann und gab mir den Rat, ich sollte doch im Internet ein schönes Bild suchen, sie würden dann etwaige Lizenzgebühren übernehmen. Da war ich dann natürlich vollständig frustriert.

 
 

Im Anschluss habe ich mir dann mit Hilfe von Freunden einen Grafiker gesucht, der mit viel Hingabe und Fachwissen gemeinsam mit mir ein Cover entwickelt hat. Die Kosten dafür wurden aber natürlich nicht von der Schweizer Literaturgesellschaft übernommen. Nun ja, aber ich war mit dem Resultat sehr zufrieden.

 
Kaputtes Buch Mario Schirmer | Schweizer Literaturgesellschaft

Kaputtes Buch

Nach der ersten Lieferung meines Buchs habe ich stolz einige Exemplare geöffnet, d.h. ich habe sie aus der Folie genommen. Ich wollte sie mit Widmungen versehen und verschenken. Beim dritten Buch war das Cover von den Seiten gerissen und mir war gleich ganz schlecht. Wie konnte so etwas durch die Qualitätskontrolle gekommen sein? Ich malte mir aus, wie es sein würde, wenn noch mehr Bücher so aussehen würden.

Beim genauen Hinsehen zeigte sich, dass mehr als 30 Seiten im Buch fehlten und so der Buchrücken zu dick und damit von den Seiten gerissen war. Einen solchen Fehler sieht man natürlich nicht, wenn die Folie noch darum ist. Ich hoffte nun, dass nicht noch mehr Bücher so fehlerhaft sind. Auf jeden Fall habe ich von da an vorsichtshalber die Dicke jedes Buches gemessen, wenn ich es in der Folie verschenkt habe.

Danach schickte ich ein Foto vom kaputten Buch an den Verlag. Auf Nachfrage meinte Herr Smolny, dass so etwas durchaus vorkommen kann und ich mich nicht so aufregen soll. Auf die Bitte mir das Buch zu ersetzen, insistierte Herr Smoly, dass ich das Buch auf eigene Kosten an den Verlag schicken soll. Erst dann könnte mir das Buch ersetzt werden.

 

Tantiemen   

Die Tantiemen betragen nach Vertrag 35% des Verkaufspreises. Was mir Herr Smolny allerdings nicht gesagt hat ist, dass der Verkaufspreis nicht dem Ladenpreis entspricht. Das Buch wird über ein externes Unternehmen praktisch nur über Grossisten verkauft wird. Später habe ich herausgefunden, dass Grossisten 30 – 55% Preisnachlass erhalten. In meinem Fall wurde das Buch immer mit mindestens 50% Preisnachlass verkauft. Das bedeutete, ich habe als Tantiemen 17.5% des Ladenpreises erhalten. Das bedeutete am Ende, dass ich meine eigenen Bücher mit einem Preisnachlass von 30% erhalten habe und jeder Grossist 50% Nachlass erhält.

 
 

Transparenz der Kosten

Im einführenden Gespräch und später auf den jährlichen Tantiemenabrechnungen wurde klar darauf hingewiesen, dass die Kostenberechnung selbstverständlich eingesehen werden kann. Die versprochene unbürokratische Einsichtnahme in die Bücher wurde mir dann auf Nachfrage bei Herrn Smolny erklärt. Ich müsste einen Buchprüfer benennen, der dann die Bücher vor Ort prüfen kann. Als ich dann meinen Steuerberater beauftragt habe, die Bücher zu prüfen, erklärte Herr Smolny, dass die Buchprüfung aber nicht beim Verlag in Zug stattfinden kann, sondern beim Vertrieb in Waldkirch. Waldkirch ist ca. 70 km von Wallisellen entfernt und wir entschieden, dass mein Steuerberater nach Waldkirch fahren würde. Bei dem mühsamen Prozess über Herrn Smolny Kontakt zum Vertrieb herstellen zu wollen, kam heraus, dass nicht das Waldkirch in der Schweiz sondern in Deutschland gemeint war. Bis zum deutschen Waldkirch sind es immerhin 170 km. Auch das wollten wir auf uns nehmen. Und wiederum vergingen Wochen bis wir endlich einen Kontakt beim Vertrieb erhielten. Da stellte sich heraus, dass der Vertrieb nicht, wie immer von Herrn Smolny erzählt, in Waldkirch, sondern in Waldkirchen ansässig ist. Damit erhöhte sich die Entfernung der Vor-Ort-Besichtigung auf über 500 km und Herr Smolny beharrte auf der Besichtigung vor Ort.

 

Einsicht in die Bücher beim Vertrieb

Trotz der aufgebauten Hürden, die noch verschärft wurden, weil die Corona-Pandemie für mehrere Wochen eine Reise unmöglich machte, wollte ich nicht aufgeben. Ich sprach mit einem Mitarbeiter der Vertriebsfirma und der wollte wissen, welche Zahlen ich einsehen möchte. Aber viele Sachen, die mich interessierten, wie die Gesamtanzahl der gedruckten Bücher, das Datum des Drucks oder der Nachbestellungen konnte er mir gar nicht sagen.

Hier sei eingeworfen, dass in der Vorweihnachtszeit des Jahres, in dem mein Buch erschienen ist, es zu einem Lieferengpass gekommen ist und zwei meiner Freunde mehrere Bücher Anfang Dezember in Deutschland bestellt hatten und erst Ende Januar ausgeliefert bekommen haben. 

Jedenfalls sagte mir der Vertriebsmitarbeiter, dass mein Buchprüfer nicht nach Waldkirchen kommen müsste, da er mir die Zahlen elektronisch zur Verfügung stellen kann. So machen sie das üblicherweise für die anderen Verlage, für die sie auch arbeiten. Das freute mich natürlich und ich erwartete die Zahlen. Anstelle des Mails mit den Zahlen erhielt ich aber leider nur eine Mail in der sich der Mitarbeiter entschuldigte und meinte, dass Herr Smolny darauf besteht, dass mein Buchprüfer vor Ort Einsicht nimmt.

Dann habe ich mich entschieden, mit einem Steuerbüro in Waldkirchen Kontakt aufzunehmen, damit sie für mich Einsicht nehmen können. Das hat das Steuerbüro auch gemacht und mir die Zahlen geschickt. Und tatsächlich legen die Zahlen nahe, dass der Vertrieb bis Weihnachten 2016, dem Erscheinungsjahr meines Buches nur eine begrenzte Anzahl an Exemplaren zur Verfügung hatte, so dass nicht alle Bestellungen bedient werden konnten. Fachlich überprüfen konnte das allerdings nicht, da mir Herr Smolny nie Einblick in die Bücher der Schweizer Literaturgesellschaft gewährt hat. Das letztere gehört für mich aber eindeutig zur Transparenz, wie sie mir am Anfang versprochen worden ist.

 

Bericht im «Beobachter» 1/2020 

Im Januar 2020 hat der Schweizerische «Beobachter» einen Bericht (https://www.beobachter.ch/konsum/konsumentenschutz/schweizer-literaturgesellschaft-der-teure-traum-vom-eigenen-buch) «Der teure Traum vom eigenen Buch» zu der Vorgehensweise von Herrn Smolny und seinem Verlag veröffentlicht. Dieser Bericht zeigt, dass ich nicht der einzige bin, der mit der Schweizer Literaturgesellschaft nicht zufrieden ist.

 

Gleiches Geschäftsmodell in anderen Ländern 

Die Schweizer Literaturgesellschaft gibt es aber nicht allein. Die gleiche Vorgehensweise und das gleiche Geschäftsmodell gibt es auch in anderen deutsch-sprachigen Ländern mit der Deutschen Literaturgesellschaft, der Österreichischen Literaturgesellschaft und der Europäischen Verlagsgesellschaften. Eine sehr gute Internetseite dazu findet man bei Stan Marlow, der sehr gut recherchiert hat unter https://www.stan-marlow.de/schwarze-verlagsliste/.

Auf dieser Webseite berichtet der Autor auch von einem Urteil:

Rechtsprechung: Das Landgericht München (Az 4 6 U 2250/09) hat mit Urteil vom 5. Februar 2009 entschieden, dass der Begriff „Pseudoverlag“ zulässig sei. Er, so der Wortlaut im Urteil, „charakterisiert und beschreibt den Unterschied der Leistungen des Dienstleisterverlages von denen der üblichen Publikumsverlage, die insbesondere die finanziellen Aufwendungen für die Herausgabe eines Manuskripts als Buch vorlegen“.

Weiter heißt es wörtlich in dem Urteil: „Die Dienstleisterverlage […] sind eben keine Verlage, wie die herkömmlichen Verlage, wie sie im Verständnis auch der interessierten Verkehrskreise aber auch der Allgemeinheit bekannt sind.“